Thread by @druHH

Gestern war ich nicht in der Lage, den rassistischen Vorfall hier näher zu schildern. Das möchte ich jetzt nachholen, denn #hinsehen ist wichtig.

Samstagnachmittag. Mann Ende 50 kommt rassistisch pöbelnd auf den Bahnsteig, stellt sich zwischen mich und ne Frau mit schwarzen 1/x

Haaren und dunklem Teint, pöbelt weiter. Er hält die Frau für eine Angehörige des von ihm verabscheuten Volks und fühlt sich zu mehr Rassismus angespornt. Ich fordere ihn auf, seine rassistischen Sprüche für sich zu behalten, er
reagiert mit strafbaren Äußerungen. Ich sage 2/x

ihm, dass die strafbar sind; er legt doppelt nach. Ich sage ihm, dass ich die Polizei rufe. Die Frau ist derweil auf meine Seite gekommen und er bepöbelt mich zwischendurch auch mal kurz sexistisch, aber Rassismus ist mehr sein Ding, also nimmt er lieber
wieder die Pöbelei 3/x

gegen die andere Frau auf. Die Bahn kommt, wir steigen ein und ich rufe die Polizei; er bekommt das nicht mit, denn er pöbelt weiter. Wenig später ein Rückruf: Man werde am Hauptbahnhof auf uns warten - in der (begründeten) Hoffnung, dass er so weit fährt. Er brüllt seine 4/x

Gewalt- und Vernichtungsfantasien während der ganzen Fahrt vor sich hin, irgendwann wird ihm der Rassismus kurz zu langweilig und er pöbelt auch ein bisschen über die Bundeswehr, aber kehrt immer wieder zu seinem Lieblingsthema zurück: Die Frau und all ihre vermeintlichen 5/x

Landsleute wolle er gern vernichten. (Er geht ins Detail, ich hier bewusst nicht.) Seine eigene Waffe setze er auch gern zu solchen und ähnlichen Zwecken ein. Da helfe ihr auch nicht, dass sie hübsch sei. Ich würde der Frau gern sagen, dass Hilfe unterwegs ist, aber will 6/x

nicht riskieren, dass er das hört und deshalb stiften gehen kann, also lass ich’s und höre seinen Hasstiraden weiter fassungslos zu.
Als er nach sieben Minuten Fahrzeit zum ersten Mal kurz pausiert, steigt ein schwarzer Mann ein und setzt sich neben ihn. 7/x

Unsere selbstverständlich sofort aufkommende Sorge ist zum Glück unbegründet, dem Mann sagt er nämlich, ihn möge er. Auf die Frau und ihre vermeintlichen Landsleute pöbelt er allerdings die nächsten Minuten weiter ein. Glücklicherweise nimmt die Polizei uns dann am Hbf wie 8/x

versprochen in Empfang, unsere Aussagen auf und ihn mit. Aber warum erzähle ich das hier so lang und breit, wenn es doch glimpflich ausging? Nun, die Frau und ich sind gemeinsam weitergefahren - und so erfuhr ich, dass ihr sowas regelmäßig passiert. Immer wieder fühlen sich 9/x

irgendwelche Idioten dazu berufen, sie zu beschimpfen oder zu bedrohen, weil sie südländisch aussieht. Weil Vorfahren von ihr woanders geboren wurden. Der Vorfall war zwar durch die Penetranz des Pöblers durchaus auch für sie auffällig, aber so überrascht wie ich war sie 10/x

leider nicht annähernd.

So etwas darf nicht zum Alltag von Menschen gehören, deren einziges Vergehen es ist, zu einer Minderheit zu gehören. Es darf nicht normal werden, dabei wegzusehen. Und es sollte kein Grund für große Dankbarkeit sein, wenn man bei so etwas die 11/x

Polizei ruft, sondern eine verdammte Selbstverständlichkeit. Man geht kein Risiko ein, wenn man aus etwas Abstand den Notruf wählt. Und der/die Angegriffene fühlt sich schon vor Eintreffen der Hilfe besser, wenn er/sie nur weiß, dass Menschen #hinsehen. 12/12