Wie ich zum #Antifaschist/en wurde...
Das fragte mich vor ein paar Tagen der Vater des neuen besten Freundes meines 4jährigen. Wir sprachen und diskutierten bis spät in die Nacht. Er, Rechtsanwalt. Ich, Ingenieur.
Ich mußte sehr weit ausholen. Im Grunde wurden die Grundlagen schon in meinem Kleinkind-Alter gelegt. Beide Großväter waren in WK2 Kämpfer in der jugoslawischen Partisanen-Bewegung. Einer sehr jung, der andere in gestandenem Alter mit sehr vielen Geschichten aus dieser Zeit.
Es war klar, wer die Bösen waren und wer die Guten. Natürlich verstand ich damals als Kindergartenkind nicht um was es in den Geschichten ging. Aber ich wußte, wenn ich von den Sommerferien zurück komme in meinen deutschen Kindergarten, bin ich einer der Guten.
Wahrscheinlich dachten die Eltern meiner Kindergartenfreunde genau das Gegenteil von mir. Ich wurde nie zum Spielen eingeladen und meine erste Geburtstagsfeier-Einladung erlebte ich Jahre später mit 13. Ein griechischer Kumpel vom Fußball lud mich damals zu meiner 1. Party ein.
Aber nochmal zurück in die Kindergartenzeit. Das war Anfang der 70´s. Ich gehörte zur ersten Gastarbeiterkinder-Generation und war fast immer der einzige Ausländer. Zuerst im Kindergarten, dann auch in der Grundschule. Zur Grundschulzeit habe ich auch mal einen Tweet verfasst
Also kam ich dann nach ein paar Startproblemen auf ein Gymnasium in Stuttgart/Möhringen. In meiner Klasse war ich wieder der einzige Ausländer. Aber in meiner Parallelklasse war ein Kind, Timothy, dessen Vater ein US-GI gewesen ist. Tim war Afroamerikaner.
Kurz nach Beginn des Schuljahres beobachtete ich nach dem Unterricht, wie mehrere Kinder aus höheren Stufen Tim hin und her schubsten. Ich ging dazu und forderte sie auf damit aufzuhören, da Tim schon weinte. Ich kassierte meine erste Tracht Prügel auf der neuen Schule.
Tim übrigens auch. Ab diesem Tag waren wir best Friends. Tim und seinem Vater verdanke ich, daß ich heute noch die einzig wahre Musik höre: Soul!! Nach 2 Jahren verliess Tim unsere Schule, da sein Vater versetzt wurde. Also war ich wieder der "Einzige".
Dann kam Schuljahr 8, ich war 13. In der Oberstufe hatte sich eine Gruppe gegründet, die enge Jeans, grüne Bomberjacken und Springerstiefel trugen. Den Schädel hatten sie sich auch rasiert. Irgendwann wurden die auf mich aufmerksam. Zuerst nur Zurufe wie "Jugo" & "Kanake"
Dann fingen sie mich eines Tages auf dem Heimweg ab. Ihr Anführer hieß "Kettenmann". Ich sollte meine Hacken zusammenschlagen, Heil Kettenmann rufen und dabei meine Hand zum Gruß heben. Ich weigerte mich. Ergebnis: Nasenbeinbruch, Jochbein eingeschlagen, Gehirnerschütterung, ...
Das war um die Weihnachtszeit. Ich weiß noch, wie mich meine Klassenlehrerin im Krankenhaus besuchte und mir Bücher und Lehrmaterial brachte. Ich sollte Weihnachtslieder auswendig lernen. Sie erzählte mir, daß Kettenmann richtig Ärger bekommen hatte. Er mußte nachsitzen.
Ja, wenn die Mutter Co-Rektorin und der Vater der Dienststellenleiter an der örtlichen Polizeistelle ist, dann wird man halt hart bestraft.
Ich konnte erst wieder im Neuen Jahr das Krankenhaus verlassen. Kann mich noch sehr gut daran erinnern wie groß die Angst vor der Schule war
Falls jetzt jemand fragen will was denn meine Eltern unternommen haben. Die Gastarbeiternachfahren werden es schon wissen, meine Eltern waren einfach ruhig um nicht noch mehr Ärger zu bekommen.
Erster Tag in der Schule nach meinem "Unfall". Kettenmann und Gruppe bepöbelten mich. Auch wurde mir gedroht, daß das nur der Anfang gewesen sei. Ich solle lieber ins dreckige Jugoslawien abhauen. Kann mich noch dunkel erinnern, wie ich etwas mit Slawen und Sklaven sagen sollte.
Natürlich weigerte ich mich. Zu Hause hatte ich mir ein Messer aus dem Besteckkasten genommen und es heimlich in meinem Schulranzen versteckt. Ich hatte mir fest vorgenommen mich zu wehren. Jetzt holte mich aber jeden Tag unsere Nachbarin von der Schule ab. Also war ich safe.
Dann kamen irgendwelche Ferien zwischen Fasching und Sommer. Ich war auf einem Bolzplatz mit Freunden (alles Ausländer). Neben dem Bolzplatz sah ich Kettenmann auf seinem Moped. Meine Chance! Ich nahm eine Zaunlatte ging auf ihn zu und schlug ihn minutenlang mit der Latte.
Auch Kettenmann landete im Krankenhaus. Kann mich aber nicht erinnern was er alles hatte, außer daß er übel aussah. Am selben Abend kam dann die Polizei zu uns nach Hause. Wahrscheinlich hatte ich Glück, daß ich noch 13 war. Okay, mit meiner Mutter hatte ich kein Glück.
Am ersten Schultag nach den Ferien wurde ich vom Rektor aus dem Klassenzimmer geholt. Mir wurde gesagt, daß ich von der Schule fliegen werde und daß meine Eltern vorbei kommen sollen. Lange Geschichte, kurze Erzählung: Ich beendete das Schuljahr auf der Realschule im Ort.
Nach den Sommerferien wechselte ich auf ein Gymnasium in der Stadtmitte von Stuttgart. Andere wollten mich nicht aufnehmen. Jeden Tag 20 km hin und 20 km zurück. Aber auch die Sommerferien waren prägend. Meine Eltern gingen mit mir in den Ferien in das ehemalige KZ Jasenovac.
Ich werde diese Bilder, die damals in meinem Kopf hängen geblieben sind, niemals vergessen. Damals verankerte sich auch der Begriff "Antifaschismus" in meinem Kopf. Ich kaufte mir einen Schlüsselanhänger in Jasenovac: "Den 700.000 Opfern des Faschismus" war die Inschrift.
Diesen Anhänger habe ich vor ein paar Jahren verloren. Bis dahin trug ich ihn immer bei mir.
Na gut, danach erlebte ich wie jeder andere Ausländer den täglichen "Du bist hier fremd Scheiß". Das alles aufzuzählen wäre zu viel.
1990 machte ich dann mein Abi mit Auszeichnung. Und wie jeder patriotische Jugo, meldete ich mich freiwillig und voller Vorfreude zum Militärdienst in der JugoArmee. Was dann ab 1991 los war, ist reichlich bekannt. Nur soviel zu dieser Zeit ab Mai 91: Ich weiß was Faschismus ist!
Ich weiß es, nicht weil ich es gelesen habe. Ich weiß es, nicht weil es mir jemand erzählt hat. Ich weiß es, nicht weil ich jahrelang darüber nachgedacht habe. Nein, ich weiß es, weil ich davon umzingelt gewesen bin und ich zu einem Teil davon gemacht wurde.
Im Mai 91 desertierte ich aus der JNA und schloss mich den ersten kroatischen Wehrverbänden an. Ich hielt es für meine Pflicht mein Land und meine Familie gegen die Bösen, die gestern noch meine Freunde gewesen sind zu verteidigen. Im Nachhinein weiß ich es um einiges besser.
Dieser Krieg war so sinnbefreit, wie selten ein Krieg zuvor und danach. Brüder sind auf Brüder losgegangen, Freunde auf Freunde. Tausende Tote, Hundertausende Vertriebene. Und warum? Weil ein paar Faschisten dachten, sie könnten ihre Fantasien ausleben. Und wir haben mitgemacht.
Nachdem ich dem Vater des besten Freundes meines 4jährigen aus meinem Leben erzählt hatte, sagte er: "Dir blieb garnichts anderes übrig als ein #Antifaschist zu werden."
Eben!
Fast hätte ich es vergessen. Ihr #AfD/ler da draußen, ich kenne euch so lange wie meine Erinnerungen in meinem Leben zurück reichen. Den Mist den ihr erzählt habe ich als Kleinkind schon gehört, damals waren meine Eltern und ich die Bedrohung. Ihr seid das Problem, nicht wir!
Und Leute, da Draußen gibt es ein paar Anständige @Mica4711@ISTANBUL_THEMES, uvm. die sehr viel Zeit und Energie dafür einsetzen, sich und uns vor diesem rechten Mob zu schützen. Wir sollten ihnen etwas unter die Arme greifen, so wie ich damals Tim, auch wenn es weh tat.
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Ich weiß, wie wir diese seltsame Krise beenden können. Lasst uns einfach wie Kinder sein!
Heute hatte ich mit meinen Knirpsen (Jahrgang 2011) ein Turnier. Wir haben in unserem Team ein paar sehr gute Kids. Wir haben aber natürlich auch ein paar, die etwas hinterher laufen.
Und dann haben wir Oskar. Oskar wird nie Fußballer werden. Das kann ich heute schon sicher sagen. Seine Eltern wollten ihn Anfang dieser Saison vom Fußball abmelden, weil sie gesehen haben daß er absolut talentfrei ist. Oskar liebt diesen Sport aber.
Also habe ich den Eltern gesagt, daß sie ihn im Verein lassen sollen. Ich versuche im Training immer wieder spezielle Übungen mit ihm zu machen, damit er ein Gefühl für den Ball bekommt. Sagen wir mal so, wir stehen noch weit vor dem Anfang.
Heute vor 25 Jahren endete für mich mein Soldaten dasein in der kroatischen Armee. Eine Granate sorgte dafür, daß ich in den darauf folgenden 32 Monaten in diversen Krankenhäusern viel Zeit hatte um über #Krieg#Kroatien#Patriotismus#Heimat#Nationalismus und #Hass nachzudenken
Am 30.08.1993 wurde meine Einheit losgeschickt um eine Gruppe kroatischer Urlaubskrieger aus einer misslichen Lage herauszuholen. Urlaubskrieger waren Kroaten, die in Deutschland lebten und an Wochenenden oder in ihrem Urlaub nach Kroatien kamen um Krieg zu spielen.
Wie mir Jahre später erzählt wurde, handelte es sich bei "meiner" Gruppe um Urlaubskrieger aus dem Großraum München, zuammengesetzt aus patriotischen Kroaten und ein paar Deutschen und Österreichern. Alle ohne militärische Erfahrung oder Ausbildung.
20. Juli #Stauffenberg Ein Jahrestag, an dem vermeintliche Helden geehrt werden. Im Fall Stauffenberg & Kameraden habe ich so meine Bedenken. Stauffenberg war bekennender Nationalsozialist und überzeugter Antisemit. Auch ist seine Einstellung gegenüber Slawen nicht heldenhaft.
Auch wenn die Briefe an seine Frau und und seine Verehrung von Adolf Hitler bekannt sind möchte ich trotzdem einen Satz von ihm zitieren: "Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk welches sich nur unter der Knute wohlfühlt."
Das sagte er 1939 über die Menschen in Polen. Über Slawen äußerte er sich, daß sie wohl sehr gut dafür geeignet sind dem Deutschen Volk zu dienen. Solange die Wehrmacht siegreich gewesen war, sprach er ehrfürchtig und voller Bewunderung über Hitler. Keine Anzeichen von Widerstand
#Vizeweltmeister#CRO In den vergangenen 4 Wochen habe ich etwas erlebt, daß mich trotz besseren Wissens, manchmal die Realität hat vergessen lassen. Ich war Fan der kroatischen Nationalmannschaft und vor allem Fan der kroatischen Fans. Bis auf ein paar Ausnahmen.
Durch Video-Calls mit meinen Verwandten in Kroatien habe ich täglich die Euphorie in Kroatien quasi mit eingeatmet. Okay, ein Trikot habe ich mir immer noch nicht gekauft. Aber mit jedem Spiel wuchs auch meine Sehnsucht nach dieser seltsamen Heimat.
Gestern dann das Finale. Wer hätte vor vier Wochen damit gerechnet? Ein paar Minuten des Leidens nach dem verlorenen Finale, aber Dank unserer Knutsch-Präsidentin kam auch wieder die gute Laune zurück. Ich freute mich tatsächlich mit den Tausenden Fans die den 2. Platz feierten.
Linksgrünversiffte Gutmenschen sind keine neue Erscheinung in Deutschland. Es gab sie schon 1933-1945. Damals nannte man sie Volksverräter, heute "Gerechte unter den Völkern".
Elisabeth Abegg
Versteckte Juden u. a. in ihrer Wohnung, organisierte Nahrung, Geld sowie gefälschte Papiere und unterrichtete heimlich jüdische Kinder und Jugendliche, die aufgrund der Nürnberger Gesetze nicht mehr unterrichtet werden durften.
Aurelius Arkenau
Als Dominikanerpater versteckte er mehr als 100 Menschen im Dachgeschoss des Klosters St. Albert in Leipzig oder besorgte ihnen Verstecke bei christlichen Familien.
Ich habe 10 der mir bekanntesten #noAfD-Accounts und deren Supporter etwas genauer angeschaut. Da ich so ziemlich bei allen gesperrt bin, hat mir mein Nachbar @AndiLutz80 dabei etwas geholfen.
Mein Hauptaugenmerk lag darauf, welchen Accounts die zehn Kandidaten folgen. Eines fiel mir sofort auf: @MalteKaufmann#MalteKaufmann (MK) folgt dreimal so vielen Accounts, wie die anderen neun zusammen das tun. Muß erst mal nichts heißen?!
AfD Ofizielle/Supporter - Anzahl der Accounts denen sie folgen