Berliner Türsteher*innengeschichten, THREAD: Mein Freund und ich wollen ins Haubentaucher (@HbtBerlin), ein etwas hipperes Schwimmbad. Als wir ankommen, circa 5 Leute vor uns in der Schlange. Laden hat einen Türsteher. Pärchen vor uns zeigt Taschen, geht rein. Easy.
Auch die drei blonden Menschen unmittelbar vor uns werden reingelassen. Türsteher sagt: "Kann sein, dass ihr keinen Stuhl findet, es ist ziemlich voll. Viel Spaß!" Alle lächeln, gute Laune, sie gehen rein. Dann kommen mein Freund und ich dran.
Türsteher fragt, mit wem ich heute da bin. Ich sage, mit meinem Freund. Typ guckt meinen Freund, Schwarzer Brite, an, sagt: Habt ihr reserviert? Ich: Mein Freund spricht Englisch. Türsteher fragt erneut, auf Englisch diesmal, mein Freund runzelt die Stirn, sagt Nein.
Dann sagt der Typ: Heute nicht, sorry. Ich, irritiert über willkürliche Türpolitik, frage warum. Türsteher sagt, es seien keine Liegen frei. Ich sage: Wir wollten nur schwimmen. Typ says no. Weise ihn darauf hin, dass die drei vor uns gleichen Hinweis bekamen und rein durften.
Türsteher sagt: Ja, ihr beiden dürft halt nicht rein. Diskutieren hin und her, währenddessen kommen circa fünf Leute aus dem Schwimmbad, doch für uns anscheinend kein Platz. Bleiben kurz neben der Schlange stehen, Türsteher sieht's, lässt Pärchen nach uns auch nicht rein.
Gehen dann weiter weg, und siehe da: Türsteher lässt alle Anstehenden nach uns rein. Liegen scheinen alle frei geworden zu sein, it's magic.
Solche Momente hat mein Freund jedes Mal, wenn er mich hier besucht: Der Supermarkt-Mitarbeiter, der sich demonstrativ vor ihn stellt, um ein Regal einzuräumen, wenn mein Freund was rausholen will. Die Oma, die ihn absichtlich in der leeren Bahn anrempelt.
Der Typ, der meinem Freund in der Nähe meines Büros im Vorbeigehen zuzischt, es gäbe nur noch Schwarze in diesem Land (er benutzte ein anderes Wort). Mein Freund wollte mal zu mir ziehen, jetzt sagt er, er fühle sich hier nicht wohl. Er bat mich, das Erlebte für #metwo zu posten.
Deutschland braucht diese Bewegung. Aber Deutschland braucht vor allem Menschen, die zuhören, wenn Betroffene ihre Erfahrungen teilen. Menschen, die ihr Benehmen reflektieren, ihre Wortwahl, ihre Ansichten, und wie sie solche Erfahrungen mitverantworten.
Und, bevor ihr mit euren Drunterkommentaren um die Ecke kommt: Darüber diskutiere ich auch nicht (mehr). Hört einfach mal zu. END THREAD.
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