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Sep 4, 2018 26 tweets 5 min read Twitter logo Read on Twitter
Bin schon wieder da, weil ich was zu erzählen habe. 😃
Es wird ein etwas längerer Thread, aber vielleicht ist's ja für irgendwen nützlich.

(tl;dr: Histamin(Intoleranz) kann zu Depression und Suizidalität führen, Antidepressiva können dadurch depressiv machen.)
Vor 2 Monaten bahnte sich bei mir eine leichte depressive Episode an.
Ich überschlug, welche auslösenden Faktoren ich beeinflussen kann und welche nicht und entschied, direkt zusätzlich etwas einzunehmen, damit es gar nicht erst richtig schlimm wird.
Weil ich neben diversen anderen Medikamenten auch SSRI und SNRI nicht vertrage, dachte ich, ich versuche es erstmal mit "leichteren" Alternativen.
Von Fachpersonen wurden mir einige gut wirkende Mittel vorgeschlagen.
Bei einem Teil (Johanniskraut, Passionsblume, etc.) wusste ich schon, dass ich ihn wegen der Histaminintoleranz nicht vertrage, einige andere wollte ich ausprobieren. “Kann ja nicht so viel schiefgehen", dachte ich. "Ich merke ja dann, wenn ich es nicht vertrage."
Ungünstigerweise dachte ich dabei aber nur an meine körperlichen Standard-Histaminsymptome als Indikator.

Daran, dass Histamin psychoaktiv ist und ein hoher Histaminspiegel meine Stimmung beeinflussen könnte, dachte ich nicht.
Vom ersten Mittel bekam ich meine typischen Histaminsymptome, also setzte ich es wieder ab und entschied, andere auszuprobieren.
Tatsächlich hatte ich in der ersten Nacht nach der Einnahme eine heftige Reaktion, aber ich hatte an dem Tag auch meine Bettwäsche gewaschen und dachte, ich würde einfach den neuen Weichspüler nicht vertragen.
Wenn ich das, was folgte, Persönlichkeitsveränderung nenne, ist das nicht übertrieben.

Es hat von „Meine Stimmung ist etwas gedrückt und ich habe ein bisschen weniger Antrieb als sonst“ bis zu wochenlanger Suizidalität und völliger Verzweiflung ein paar Tage gedauert.
Ich bin aufgewacht, habe angefangen zu weinen und habe geweint, bis ich wieder eingeschlafen bin.

Egal, was passierte, wo ich mich befand und egal, wer da sonst noch war.

Awkward und scary af, aber ich konnte nichts dagegen tun.
Ich habe die einfachsten Sätze nicht mehr verstanden und konnte mich nicht einmal auf Serienfolgen konzentrieren, die ich schon zig Mal gesehen hatte.

Meine Tage bestanden v.a. daraus, mich auf dem Sofa an @Galgobermann zu klammern und darauf zu warten, dass der Tag vorbei ist.
Ich hatte Heulkrämpfe, bis ich mich übergeben musste, und wusste nicht mal, warum.

(Ok, obviously hat mein Kopf ausreichend Gründe dafür gefunden, dass mein Leben nicht lebenswert ist, das hat die Depression nun einmal so an sich.)
Aber ich dachte „wtf, was geht ab, das bin nicht ich?“, denn ich kenne mich in depressiven Episoden unterschiedlichen Schweregrads, direkt nach traumatischen Ereignissen und auch in suizidal und _das_ war neu und weit von allem entfernt, was ich jemals erlebt hatte.
Ich war einfach völlig überfordert und hatte keine Ahnung, was zur Hölle eigentlich mit mir passiert und woher diese extrem krasse plötzliche Verschlechterung kommt.

So dreckig ging es mir nicht mal unter der Pille.
Ich kenne plötzliche anlasslose Stimmungstiefs als Erstsymptom vor „richtigen“ allergischen Reaktionen.

Sie sind *eigentlich* auch als Unverträglichkeitssymptom nichts Neues für mich.
Dadurch, dass die psychische Auswirkung zeitversetzt kam und ich nur in den ersten Tagen andere Unverträglichkeitssymptome hatte, die auch zu den typischen Nebenwirkungen der Mittel selbst passten, habe ich das aber überhaupt nicht miteinander in Verbindung gebracht.
Ich kam einfach überhaupt nicht auf den Gedanken, dass irgendwas an den Mitteln liegt - deren antidepressive Wirkung war ja schließlich durch viele Studien nachgewiesen.🤦🏻‍♂️
Es hat fast 6 Wochen inkl. Dosiserhöhung gedauert, bis ich die Verbindung gesehen habe (finde ich auch gruselig, aber mein Kopf hat echt nicht mehr funktioniert, während ich das Zeug genommen habe🙈) .
Als ich nach dem Absetzen des Krams wieder zu mir kam - auch diese Formulierung ist nicht übertrieben - war ich auch wieder dazu in der Lage, zu googeln und etwas zu den Zusammenhängen nachzulesen.
Das ist wohl alles nicht unbekannt.

Auch nicht, dass ein höherer Serotoninspiegel an sich schon problematisch sein kann (weil der Histaminspiegel durch mehr Serotonin ansteigen kann, da beides vom gleichen Enzym abgebaut wird).

Auf histaminintoleranz.ch steht z.B. auch: Screenshot
Ich hatte es in der Situation aber echt nicht auf dem Schirm und erst wirklich Angst davor, die Mittel abzusetzen, weil ich dachte: „Scheiße, was ist, wenn es nicht davon kommt? Wie geht’s mir denn dann mit NOCH WENIGER Serotonin?“, aber habe es zum Glück gemacht.
Also für alle, die da irgendwie Probleme haben (MCAD/HIT/MCS etc.): Bitte denkt bei einer rapiden Verschlechterung eures psychischen Zustands an eine mögliche Unverträglichkeitsreaktion als Ursache!
Ich wünschte, ich hätte das früher gecheckt und mir diese Horror-Wochen erspart.
On the bright side:
Nachdem ich schon am Googeln war, habe ich auch mal „Histamin #Menstruation“ gegoogelt, um einschätzen zu können, ob ich mich trotz Absetzen nochmal auf ein Stimmungstief einstellen muss.
Ich hatte mir zwar logisch erschlossen, dass mein Histaminspiegel in dem Zeitraum höher sein MUSS, weil ich, wenn mein Uterus eskaliert, oft auf Dinge allergisch reagiere, die ich sonst vertrage, hatte es aber nie überprüft.
Es hat sich bestätigt und nach vielen Jahren mit unerträglichen Schmerzen, die nur durch eine Kombination aus mehreren starken Schmerzmitteln HALBWEGS erträglich waren, weiß ich jetzt, dass Loratadin deutlich besser wirkt.
Hatte mir auch keine_r gesagt.

(medizinfo.de/ernaehrung/nah…) Screenshot vom obigen Link, in dem steht, dass Antihistaminika gegen Menstruationsbeschwerden helfen können.
P.S.: Mir geht es wieder gut. Ich merke nach wie vor, dass weniger social media und mehr Meditation besser für mich sind, deswegen werde ich auch weiterhin nicht so aktiv sein und den Account evtl. zwischendurch wieder deaktivieren. 😅
P.P.S.: SAM/SAMe (S-Adenosylmethionin) ist meinen Recherchen zufolge das einzige Nahrungsergänzungsmittel, das sowohl antidepressiv als auch den Histaminspiegel senkend wirken kann.

/Thread-Ende

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