Ok Leute, ich muss ein paar Gedanken zu den #KavanaughHearings loswerden. Keine Ahnung wie lang das wird, aber ich bin so, so wütend. Auf einfach alle und alles. Also, let's go, denn was da passiert, ist ein absoluter Tiefpunkt für alle Beteiligten.

Was passiert da? Die Republikaner wollen einen Obersten Richter auf Lebzeiten ernennen. Die Demokraten wollen das natürlich verhindern. Wer gewählt wird, bleibt da, auch wenn der Präsident wechselt. Trump hätte so noch lange Einfluss, auch wenn er abgewählt wird.

Seit Juli weiß man um Dr. Christine Blasey Ford. Dass die Anhörung erst nun stattfindet, ist in meinen Augen kalkuliert. Kein Senatsausschuss kann versuchte Vergewaltigung untersuchen. Beide Seiten haben zu unterschiedlichen Zeitpunkten eine Untersuchung durch das FBI verhindert.

Eine offenstehende Anhörung sollte an sich ein KO-Kriterium für jeden Kandidaten sein. Erst recht, wenn es um solche Vorwürfe geht. Dass nun trotzdem versucht wird, diesen Mann ins Amt zu bringen sprengt wirklich meine Vorstellungskraft.

Ich hoffe, für jeden der mir hier folgt ist klar, dass ich jeder und jedem glaube, wenn eine solche Geschichte erzählt wird. Kein Mensch der Welt stellt sich dem Hass, den Überlebende einer solchen Tat, versucht oder vollzogen, seitens der Öffentlichkeit erfahren, freiwillig.

Wir wachsen in einer Welt auf, in der es normal ist, dass (junge) Männer übergriffig sind. Was glaubt ihr, wie Vielen erst später in ihrem Leben klar wird, dass etwas, das vor Jahren, Jahrzehnten passiert ist, nicht in Ordnung war? Deswegen kommen Anschuldigungen oft später.

Was Dr. Blasey Ford dort gestern durchgemacht hat, ist für viele wohl unvorstellbar. Ich hab nur wenige Minuten gesehen und mir ist todschlecht geworden, Erinnerungen kamen hoch, Hilflosigkeit. Wie muss es ihr da erst gehen, wenn sie vor der ganzen Welt erzählt, was passierte?

Und wisst ihr, sie wird am Abend nach Hause gehen, mit all den aufgerissenen Wunden, und ich hoffe, dass sie dort nicht alleine ist. Dass die Menschen hat, die sie auffangen können. Sowas kann kein Mensch alleine bewältigen.

Und dann haben wir Kavanaugh. Er schreit und weint, spricht von seiner Frau, seiner Tochter, seinem Job, den er verliert. Man sieht ihm an, dass es ihm Leid tut. Also, nicht, was er getan hat, nein. Er tut sich selbst Leid. Er weint um sich, um niemanden sonst.

Wenn die Welt für dich von Anfang an ein Selbstbedienungsladen war, und zwar in jeder Hinsicht, dann hast du niemals gelernt, wie das ist, wenn du etwas nicht haben kannst. Damit kommt er nicht klar. Und so jemand soll das Amt eines Obersten Richters bekleiden? Bitte.

Er greift während seiner Anhörung die Demokraten an. In der Position, um die er kämpft, sollte man politisch neutral erscheinen. Das dort aber schon länger einfach nichts mehr funktioniert, ist hoffentlich jedem klar. Ich befürchte, dass die Demokraten sich ein Eigentor schossen.

Wir werden am Dienstag sehen, was passiert. Mein Bauchgefühl sagt, Kavanaugh wird im Amt bestätigt werden. Dr. Blasey Ford und alle anderen, die ähnliches durchlebt haben, stehen wieder einmal alleine dort. Und der Supreme Court wird sich in die Reihe der Opfer Trumps anstellen.

Denn selbst wenn er irgendwann von der politischen Bühne verschwindet, wird es Ewigkeiten dauern, um all das zu reparieren, was er angerichtet hat. Die tiefe Spaltung in den USA mit zwei völlig verhärteten Fronten. Schäden an Institutionen, die an Glaubwürdigkeit verlieren.

Und dann das Signal an alle Frauen: Ihr seid es nicht wert, das man euch glaubt. Wir bedienen uns an euch, wir lassen euch euer Trauma wieder und wieder durchleben und wir lachen uns darüber kaputt, weil wir damit trotzdem durchkommen.

Wer sich weitergehend dafür interessiert, darf sich auch sehr gerne den Fall von Anita Hill anschauen. Der Guardian hat einen Artikel, in dem beide Fälle verglichen werden, aufbereitet: theguardian.com/us-news/2018/s…